
Produktionsland/Jahr: Großbritannien, USA 1999
Darsteller: Tom Cruise, Nicole Kidman, Sydney Pollack, Todd Field, Sky du Mont, Julienne Davis, Marie Richardson, Vinessa Shaw
Drehbuch: Stanley Kubrick & Frederic Raphael
Produziert von: Stanley Kubrick, Brian W. Cook, Jan Harlan
Musik: Jocelyn Pook
Sie sind wohlhabend, erfolgreich, jung und attraktiv: Der Arzt William Harford (Tom Cruise) und seine Frau Alice (Nicole Kidman) führen eine perfekte Ehe und ein Leben im Luxus der High Society Manhattans. Bis sie ihn eines Tages unter Drogen in ihre sexuellen Phantasien mit anderen Männern einweiht und damit seine geordnete Welt unvermittelt in sich zusammenbrechen lässt. Getrieben von verletzter Eitelkeit stürzt er sich ins dekadente Nachtleben New Yorks - wie besessen auf der Suche nach Erfahrungen, die ihn alle moralischen Grenzen überschreiten lassen...
(Ofdb)
Der letzte Film von Kubrick (nach der "Traumnovelle" von Arthur Schnitzler).
Das Wort "Traum" nimmt er hier anscheinend auch ernst, umgibt doch viele Szenen eine traumartige Aura.
Dabei überlässt Kubrick aber letztlich immer dem Zuschauer, zu unterscheiden was Traum und was Realität ist.
EYES WIDE SHUT ist nicht direkt surrealistisch, aber vieles wirkt einfach unwirklich.
Zumindest ab dem Zeitpunkt, wo Alice Bill gegenüber "Beichte ablegt".
Die bis dahin scheinbar heile Welt eines wohlsituierten Paares mit Kind, ist plötzlich gar nicht mehr heil für ihn.
Das Begreifen, dass Bill Alice wohl doch nicht so gut kennt, wie er glaubt, das Fallenlassen der Maske von Alice, markiert einen ersten Knackpunkt.
Von da an bleiben Maskierungen auch immer irgendwie präsent.
Sei es Bills Gesicht, das fortan immer lebloser scheint oder auch tatsächliche Masken, die zum Dresscode bei der Orgie gehören.
Besagte Orgien-Sequenz ist gleichermaßen ein weiterer Knackpunkt, wie auch eine Schlüsselszene des Films.
Alles, was ab dieser Orgie noch passiert, lässt sich darauf zurückführen; alles, was dann noch passiert, baut darauf auf.
Wenn auch manchmal nur in einem weiteren Sinn, so lässt sich irgendwie doch alles damit in Verbindung bringen.
Allerdings ist auch gerade diese Sequenz eine derer, die am meisten Interpretationsspielraum lassen.
Gerade da wirft der Film wieder die Frage auf: "Träumt er das oder passiert das wirklich".
Es gibt aber nichts, das in die eine oder andere Richtung weisen würde, also die Antwort darauf darf sich der Zuschauer wieder ganz selbst überlegen.
Insofern ist es wieder ein sehr vielschichtiger, genial aufgebauter Film, was dem damaligen Kinogänger auch aufgefallen sein dürfte, bedenkt man den finanziellen Erfolg.
Dennoch ist er bis heute unter Fans tendenziell weniger hochgeschätzt, als die früheren Werke von Kubrick.
Kann ich irgendwo auch verstehen, denn auf den ersten Blick ist EYES WIDE SHUT doch deutlich konventioneller als die vorangegangenen Filme des Regisseurs.
Aber konventionell ist er im Grunde wirklich nur scheinbar.
Denn der Film ist vielleicht nicht mehr so innovativ, exzentrisch oder unbedingt perfektionistisch, aber es sollte doch sehr deutlich zu erkennen sein, mit welcher Sorgfalt und Präzision Kubrick auch hier noch arbeitet.
Es ist immer noch sehr eindeutig ein Film seines Regisseurs und das macht ihn über die volle Laufzeit von knapp über 2 1/2 Stunden auch genauso groß, wie manchen früheren Film.
Ein Ausreißer nach unten ist das also keineswegs, eher ein im besseren kubrick'schen Durchschnittsbereich anzusiedelndes Werk.
Das hat sich Kubrick mit seinen "weit geschlossenen Augen" allemal verdient - ein würdiger Abschied vom Kino, würde ich meinen.
8,5/10
Trailer: