Bei meiner ersten Besprechung dieses Films vergab ich gerade mal
3/10 . Dennoch hatte ich nach einigen Jahren mal wieder Bock auf Umberto Lenzis Exploitation-Klopper und war richtig froh, dass ich meine DVDs damals nicht gleich aus der Sammlung geschmissen habe.
Lebendig gefressen ("Mangiati vivi!" aka "Eaten Alive!" Italien 1980, Regie: Umberto Lenzi)
*** Der Link ist nur für Mitglieder sichtbar, zum Login. ***In New York geschehen mysteriöse Mordfälle. Auf der Flucht vor den Hütern des Gesetzes wird der Mörder überfahren. In seiner Tasche findet die Polizei die Adresse der jungen Diana, die seit 6 Monaten vermisst wird, und einen 8 mm Film, der ein grausames Ritual zeigt. Dianas Schwester Sheila (Janet Agren) macht sich auf die Suche nach der Vermissten. Unterstützung bekommt sie von dem desertierten Vietnam-Veteran Mark (Robert Kerman), der für Geld auch durch die Hölle geht. In den unerforschten Dschungelwäldern Neuguineas stossen sie auf Kannibalen. Und wenn man das große Glück hat, nicht von den Kannibalen kurz und klein gefressen zu werden, landet man mit Sicherheit in der Sekte des psychopathischen Melvyn Jonas (Ivan Rassimov), die gleich um die Ecke ihr Lager aufgeschlagen hat. Melvyn Jonas führt ein strenges Regiment, mit rauen Sitten. So dürfen z. B. drei Männer hintereinander eine gefesselte Frau vergewaltigen. Oder es gibt Zäpfchen aus Holz in die Muschi. Melvyn ist halt ein Genießer der härtesten Kost. Und damit das alles auch reibungslos läuft, müssen seine Anhänger täglich mehrmals einen Drogencocktail saufen. Jedenfalls ist hier Mitleid ein Fremdwort. So ist Freude über das Wiedersehen mit Schwester Diana nur von kurzer Dauer, denn ein Entkommen aus dieser Dschungel-Klapsmühle scheint unmöglich...
Als Ruggero Deodato mit "Nackt und zerfleischt" den wohl unbestreitbaren Höhepunkt des kurzlebigen Kannibalen-Subgenres schuf, konnte sich Umberto Lenzi natürlich nicht lumpen lassen und schickte gleich zwei Filme ins Rennen, die sich gewaschen haben. In "Lebendig gefressen" recycelte Lenzi nicht nur Material aus seinem eigenen "Mondo Cannibale", sondern auch aus Sergio Martinos "Die weiße Göttin der Kannibalen". Robert Kerman (-der als Richard "Bolla" auch in zahlreichen Pornos zu sehen war-) spielte auch in "Nackt und zerfleischt" eine der Hauptrollen. Janet Agren konnte ihr Talent für hysterische Zusammenbrüche kurz darauf auch in "Ein Zombie hing am Glockenseil" unter Beweis stellen. Dem markigen Vietnam-Veteran Mark ist ihre Figur trotzdem nicht abgeneigt: "Ich könnte ihn lieben, wenn er nur nicht so überheblich wäre. Ich würde sogar gerne mit ihm schlafen." - denkt sich Sheila in einem ruhigen Moment. Als Gaststar stand Mel Ferrer vor der Kamera, der später wohl nicht sehr angetan von Lenzis Arbeit war (-was ich durchaus nachvollziehen kann). ^^
Klar, "Lebendig gefressen" ist (ebenso wie der gleich im Anschluss gedrehte "Die Rache der Kannibalen") Exploitation pur und sollte (um Gottes Willen) keinesfalls als ernst zu nehmender Kommentar zu fremden Kulturen verstanden werden. Vielmehr sieht es so aus, als hätte sich Lenzi seine Inspiration aus der BILD-Zeitung geholt. Vor allem mit dem Abfilmen echter Tiertötungen, bewies Lenzi nicht gerade Geschmack (-wobei er damit bekanntlich nicht der Einzige war). Dennoch kann ich auch diesem Machwerk einen gewissen Sleaze-Trash-Unterhaltungswert einfach nicht absprechen. Diese Unbedarftheit, mit der Lenzi das alles inszeniert ist schon faszinierend und lässt heutzutage nur noch ungläubig staunen. "Political Correctness"

- Was ist das?

Zudem ist das Ganze handwerklich sehr solide. Allein die Kameraarbeit ist hervorragend, so etwas bekommt man heute einfach nicht mehr geboten. Unbedingt erwähnt werden muss natürlich auch die deutsche Synchro, die mal wieder wie die Faust aufs Auge passt. "Ein internationaler Großfilm" heißt es im deutschen Trailer - muhaha, das waren noch Zeiten!
Den Soundtrack verwendete Lenzi (der Geizhals) im nachfolgenden Werk "Die Rache der Kannibalen" übrigens gleich noch mal.
6,5/10 Sleaze-Trash (Tendenz nach oben)
Die alte
BLOOD EDITION, bzw. die
Neuauflage mit dem deutschen Plakatmotiv, ist zwar qualitativ schon etwas betagt, zeigt aber zumindest noch das unmaskierte Bild in 1,66:1 und weist keine reingeschnittenen Szenen auf. Die
DVD von XT hat zwar ein remastertes Bild, aber es lag keine vollständige Fassung in guter Qualität vor. Also hat man viele Stellen aus der BLOOD EDITION in die Remastered-Version eingefügt, was zu nervigen Bildsprüngen führt. Zudem hat man das Ganze auf 16:9 (anamorph) gematted, was nicht in jeder Einstellung von Vorteil ist. In einer Szene sieht man z. B. nur noch Marks halben Kopf - geht gar nicht, mMn! :-/ Die Qualität der Remastered-Version ist dafür sehr gut. M. E. etwas ZU gut für diesen Film! Die Effekte wirken mMn nicht mehr so überzeugend, wie bei der BLOOD EDITION.
Für das Mediabook von Cinestrange muss man inzwischen einiges hinblättern:
*** Der Link ist nur für Mitglieder sichtbar, zum Login. ***Hier würde mich interessieren, ob die deutsche Kinofassung tatsächlich echt ist, oder nur wieder auf Basis der Uncut-Fassung zurechtgeschnippelt wurde.