Betreff des Beitrags: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 25.01.2014 14:05
Registriert: 05.2012 Beiträge: 106 Wohnort: München Geschlecht:
Pat Garrett jagt Billy the Kid ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Sam Peckinpah aus dem Jahr 1973. In diesem von einer pessimistischen und fatalistischen Grundstimmung geprägten Spätwestern spielt James Coburn den Sheriff Pat Garrett, der wider Willen den Gesetzlosen Billy the Kid, dargestellt von Kris Kristofferson, verfolgt, um ihn zu töten. Der Film wurde für seine Kinoveröffentlichung gegen den Willen des Regisseurs durch MGM drastisch gekürzt und steht heute in mehreren rekonstruierten Fassungen zur Verfügung. (Quelle: Wikipedia)
Warum gibt es zu diesem Film noch keinen Thread?
Ich habe beschlossen, mich jetzt mal dem US-Western annähern. Ich vermute, dass mich als Italowesternfan hier die Spätwestern und Antiwestern der späten 60er und 70er Jahre eher ansprechen als die Pferdeopern der 50er und frühen 60er. Was ich bisher von Pat & Billy gelesen und auf Youtube gesehen habe fand ich sehr vielversprechend. Allerdings gibt es ja wohl die Problematik der verschiedenen Schnittfassungen. Welche deutsche DVD-Veröffentlichung könnt ihr mir empfehlen?
_________________ Vamos a matar!
Zuletzt geändert von Companero am 25.01.2014 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGD BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 25.01.2014 15:34
Registriert: 11.2009 Beiträge: 4527 Geschlecht:
Für den Anfang würde ich vorschlagen den Threadtitel richtig zu schreiben ...
Und am Besten gleich auf Englisch (Pat Garrett & Billy the Kid) da der deutsche Titel eigentlich schon rein inhaltlich Blödsinn ist. Wenn dann müsste er heißen "Pat Garrett versucht es zu vermeiden Billy the Kid zu jagen".
Es gibt ja im Prinzip 3 Fassungen des Filmes:
1. Die stark gekürzte Kinofassung mit 106 min.
2. Eine Rohschnittfassung, die sogenannte Turner Fassung mit 122 min.
3. Die 2005 rekonstruierte Fassung die jedoch kein DC ist, die sogenannte Seydor Fassung mit 115 min.
Die 2 DVD enthält die Fassungen 2 und 3. Wobei aber die Turner Fassung nicht in der vom ZDF erstellten Neusyncro vorliegt sondern nur OmU. Während die Seydor Fassung zum Großteil mit der Kinosyncro versehen wurde. Ich persönlich finde die Seydor Fassung an gelungensten, da der Film dort besser funktioniert, aber viele finden daß da zu viel fehlt und bevorzugen die Turner Fassung.
Die Kinofassung, die auch ihre Qualitäten hat, lief überraschenderweise mal auf Arte, ist aber ansonsten gar nicht mehr zu sehen.
Zuletzt geändert von Stanton am 25.01.2014 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 25.01.2014 16:39
Registriert: 11.2009 Beiträge: 4527 Geschlecht:
Ich nehme an das war auch die Fassung die du zuerst gesehen hast?
Ich habe den Film zunächst ca 15 mal in der Kiinofassung gesehen, und fand ihn schon in dieser Form brillant. Die 122 min Fassung war dann genau so aufregend wie enttäuschend. Mal abgesehen von der brillanten Auftakt Montage funktionierte alles andere etwas weniger gut als in der Kinofassung.
Die 115 min Fassung ist nicht perfekt, sie hat sogar 2 große Schwächen, aber insgesamt wird sie dem Stil des Regisseurs am gerechtesten.
optimal wäre eine DVD Box die alle 3 Versionen enthält, mit einer Schnittsoftware dabei um sich seine eigene Fassung zu erstellen.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 26.02.2014 16:26
Registriert: 05.2012 Beiträge: 106 Wohnort: München Geschlecht:
Der erste US-Western in meiner Sammlung war schon mal ein Volltreffer Habe mir die Seydor Seydor-Fassung angeschaut.
Die Filmmusik von Bob Dylan war wirklich klasse - seine Rolle im Film hätte man hingegen ruhig weglassen können.
Die Szene mit dem alten Sheriff am Fluss (Knocking on Heaven's Door) gehört für mich zu den großartigsten Sterbeszenen der Filmgeschichte. Schade nur dass sie etwas isoliert steht, der Sheriff und seine Frau wurden erst kurz vorher eingeführt. Hätte man als Publikum eine emotionale BEziehung zu den beiden aufbauen können, wäre die Szene noch viel ergreifender. Ist die Turner-Fassung in der Hinsicht besser?
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 26.02.2014 16:31
Moderator
Registriert: 11.2009 Beiträge: 11757 Geschlecht:
Nein, aber die Musik bei seinem Tod ist nur instrumental und das wirkt viel besser. Ich hab sehr blöd geschaut, als in der neuen Fassung plötzlich Dylan loskrächzt, die Szene ist so für mich unerträglich.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 26.02.2014 23:44
Registriert: 11.2009 Beiträge: 4527 Geschlecht:
Das ist die Seydor Fassung. Und auch diese DVD läuft mit Sicherheit 110 min in Pal. Es gibt auch keine andere auf DVD veröffentlichte Fassung mit deutschem Ton. Die Turner Fassung gibt es ausschließlich auf der Doppel DVD als Bonus.
Companero hat geschrieben:
Der erste US-Western in meiner Sammlung war schon mal ein Volltreffer Habe mir die Seydor Seydor-Fassung angeschaut.
Die Filmmusik von Bob Dylan war wirklich klasse - seine Rolle im Film hätte man hingegen ruhig weglassen können.
Die Szene mit dem alten Sheriff am Fluss (Knocking on Heaven's Door) gehört für mich zu den großartigsten Sterbeszenen der Filmgeschichte. Schade nur dass sie etwas isoliert steht, der Sheriff und seine Frau wurden erst kurz vorher eingeführt. Hätte man als Publikum eine emotionale BEziehung zu den beiden aufbauen können, wäre die Szene noch viel ergreifender. Ist die Turner-Fassung in der Hinsicht besser?
Wenn man die Szene mit dem Gesang kennt, dann ist es unmöglich sie danach ohne zu sehen. Im Gegensatz zu Anti-H war ich geschockt als in der Turner Fassung die Lyrics fehlten. Sie steht aber nicht wirklich isoliert da, denn da der ganze Film episodisch aufgebaut ist, passt sie da genau so rein wie die anderen Episoden. Ich finde es viel mehr bemerkenswert wie wahnsinnig intensiv ich das mitempfinde, obwohl der Sheriff erst kurz zuvor eingeführt wurde. Das wäre auch ohne Musik großartig, aber die Musik intensiviert es, und der Gesang setzt noch einen oben drauf. Tatsächlich eine der schönsten Szenen überhaupt.
Das Lied ist übrigens extra für diese Szene geschrieben worden.
Alternativer Titel: Pat Garrett & Billy the Kid Produktionsland: USA Produktion: Gordon Carroll Erscheinungsjahr: Regie: Sam Peckinpah Drehbuch: Rudolph Wurlitzer Kamera: John Coquillon Schnitt: David Berlatsky, Garth Craven, Tony de Zarraga, Richard Halsey, Roger Spottiswoode, Robert L. Wolfe Musik: Rudolph Wurlitzer Länge: Kinofassung: ca. 106 Minuten, Turner-Version: ca. 117 Minuten, Special Edition: ca. 110 Minuten Freigabe: FSK 16 Darsteller:
James Coburn: Pat Garrett Kris Kristofferson: Billy the Kid Richard Jaeckel: Kip McKinney Katy Jurado: Mrs. Baker Chill Wills: Lemuel Barry Sullivan: John Chisum Jason Robards: Lew Wallace Bob Dylan: Alias R. G. Armstrong: Bob Ollinger Luke Askew: Eno John Beck: John W. Poe Richard Bright: Holly Matt Clark: J. W. Bell Rita Coolidge: Maria Jack Dodson: Lewellen Howland Jack Elam: Alamosa Bill Emilio Fernández: Paco Paul Fix: Peter Maxwell L. Q. Jones: Black Harris Slim Pickens: Colin Baker Jorge Russek: Silva Charlie Martin Smith: Bowdre Harry Dean Stanton: Luke Rutanya Alda: Ruthie Lee Elisha Cook, Jr.: Cody
Einst kämpften Billy the Kid und Pat Garrett, Seite an Seite. Doch die Zeiten haben sich geändert, da Pat mittlerweile Sheriff von Lincoln County ist. Seine Aufgabe ist es nun, seinen ehemaligen Freund zur Streck zu bringen.
Sam Peckinpah begab sich bereits 1962 daran, den einstigen Western-Mythos in Frage zu stellen und zeigte mit „Sacramento“ ein neues Bild des Western-Helden. Mit „The Wild Bunch“ ging Peckinpah 1969 noch intensiver ins Gericht und ließ die Bilder von der Lust am Töten sprechen. Diese Statements hinsichtlich des Abgesangs auf den epischen Western ließ „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ vervollständigen. Die Zeiten im Wilden Westen haben sich drastisch geändert, eine Tatsache die Pat wie auch Billy erkennen, allerdings mit dem gravierenden Unterschied, dass Billy sich im Vergleich zu Pat nicht geändert hat.
„Times have changed“ (Pat Garrett) „Times maybe, not me.” (Billy the Kid)
In der Tat sind die Zeiten nicht mehr die gleichen und Peckinpah lässt eine Grenze zwischen Gut und Böse verschwinden. Der Sprung von der einen auf die andere Seite ist kein mentales Kunststück, es gehört zum Leben in diesem Westen dazu. Weiterhin ist das Erkennen von Gut oder Böse auch nicht als einfach zu definieren. Der Stern des Gesetzes ist nicht das Aushängeschild für das Gute und die Umschreibung Outlaw nicht das Aushängeschild für das Böse. Denn zeigt sich eine Tendenz eine Person in eine dieser Kategorien drängen zu können, dann reagiert diese mit einer Aktion die sie aus dem Schema heraus wirft. Ein Stil der dem alten Ford-Stil trotzte und mit dem klassischen Heroismus abschloss. Die Betonung liegt beim alten Ford-Stil, da John Ford selbst das Heldentum mit „Liberty Valance“ in Frage stellte und dieses geschah im selben Jahr in dem Peckinpah „Sacramento“ drehte.
Peckinpah lässt mit „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ nicht die Gewalt sprechen die er mit „The Wild Bunch“ auf die Leinwand brachte. Dennoch zeigt Peckinpah eine sehr harte Version des Wilden Westens in der die Einschusslöcher genauer betrachtet werden und das Blut wesentlich mehr zum Zuge kommt als in anderen Genre-Werken. Peckinpah äußerte sich hinsichtlich seiner Gewaltdarstellungen, dass er hiermit die Theorie der Katharsis verfolgte, nämlich dass man durch das Sehen dieser Elemente gleichzeitig von diesen Gedanken gereinigt wird. Später merkte er an, dass er in diesem Fall nicht richtig lag. Mag sein, dass Peckinpah die tief verankerte Sucht nach Blut und Gewalt beim Zuschauer noch weiter in den Vordergrund schob anstatt diese zu eliminieren oder wie auch immer. Peckinpahs Bilder sprechen und ihre Message ist eindeutig.
Heute ist so etwas eh Kinonormalität.
Der Start von „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ weiß es eine gewisse Coolness zu versprühen. Billy und seine Getreuen schießen auf Hühner die sie im Sand eingegraben haben und der Nackenspoiler des Hauptdarstellers weht leicht im Wind. Somit wird man bereits in den ersten Minuten mit einem großartigen Darstelleraufgebot konfrontiert in dem sich z.B. Kris Kristofferson, James Coburn und Matt Clark die Ehre geben. Dazu gesellen sich später die „Once upon a Time in the West“- Fraktion: Jack Elam und Jason Robards. Für bekannte Gesichter ist demnach gesorgt und es würde den Rahmen sprengen jetzt alle weiteren aufzuzählen. Das Duo Kristofferson und Coburn liefert sich ein schauspielerisches Duell auf Augenhöhe. Man kann keinen der beiden Akteure bevorzugen, da beide exzellent agieren.
Peckinpahs „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ kann man eine politische Message nicht absprechen und diese Aussage richtet sich gegen die Gesellschaft, die seine Einwohner zu dem gemacht hat was sie sind. Das Ende von Idealen, das Ende des amerikanischen Traums, verpackt in der amerikanischen Historie. Des weiteren lässt Peckinpah einige kleine Spitzen in Richtung Religion los. So ergibt sich Billy in einer Pose die an den Gekreuzigten erinnert. Dazu kommt R. G. Armstrongs massive Darbietung als Bob Ollinge der Billy zur Religion bekehren will, was dieser allerdings ignoriert und sich lieber auf ein Pokerspiel konzentriert.
Zur Kinopremiere wurde „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ „dank“ MGM in einer gekürzten Version aufgeführt. Auf DVD existieren mittlerweile eine ca. 110minütige Special Edition und die ca. 117 Minuten lange Turner Preview Version von 1988.
Fazit: Ein nicht nur unverzichtbares Werk innerhalb der Western-Landschaft, sondern ein ganz wichtiger Bestandteil der Kinohistorie.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 27.02.2014 22:54
Registriert: 11.2009 Beiträge: 2115 Wohnort: middle of nowhere Geschlecht:
Anti-Hero hat geschrieben:
Nein, aber die Musik bei seinem Tod ist nur instrumental und das wirkt viel besser. Ich hab sehr blöd geschaut, als in der neuen Fassung plötzlich Dylan loskrächzt, die Szene ist so für mich unerträglich.
Na jetzt aber..... für seine Verhältnisse hat Dylan damals noch sehr schön gesungen. Solltest ihn jetzt mal hören Ich mag den kompletten Score sehr und Dylans Gesang passt wie der A... auf den Eimer. Es kommt auch keine der unzähligen Coverversionen von "Knockin`on heavens door" an Dylans Original aus dem Film heran.
Ich kannte bisher nur die Kinofassung und die habe ich vor etlichen Jahren mal gesehen. Gestern habe ich mit die Special Edition angesehen und bin heute (nachdem das ganze gesickert ist) noch begeisterter als gestern. Die Turner-Version werde ich mir in den nächsten Tagen ansehen. Auf jeden Fall so oder so- ein brillanter Film.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 01.03.2014 00:08
Registriert: 11.2009 Beiträge: 4527 Geschlecht:
Auf Arte kam beides. Abends Kino, Nachts als Wiederholung die Turner Fassung mit der ZDF Syncro. Keine Ahnung wieso, es hat mich überrascht.
Außerdem mag ich die Kinosyncro. Sie ist sehr eigenwillig, und auch gewöhnungsbedürftig. Als ich den Film das erste Mal sah dachte ich erst es sei eine billig klingende Syncro, aber dann merkte ich wie genial sie auf den melancholisch fatalistischen Ton des Films abgestellt war. Die Kinosyncro ist schon fast ein Kunstwerk für sich. Auf der DVD ist sie aber nicht komplett drauf. Es wurden auch Passagen weggelassen wo das nicht nötig war.
Betreff des Beitrags: Re: PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID - Sam Peckinpah
Verfasst: 13.04.2014 20:12
Registriert: 11.2009 Beiträge: 4527 Geschlecht:
Kurze Szene aus Pat Garrett die nur in den US TV Versionen enthalten war:
Sie kommt direkt nach der Schießerei mit den Kopfgeldjägern (es ist noch zu früh für Kopfjäger)
Fürs TV wurde damals in den USA soviel Gewalt und Nacktheit herausgeschnitten daß sie andere Szenen hinzufügten damit der Film nicht zu kurz wird. Dazu gehörte auch Material daß weder in der Kino- noch in der Preview Version zu sehen war.
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.