Mondo perverso - Diese wundervolle und kaputte Welt (D)
Questo sporco mondo meraviglioso (IT)
Ce monde si merveilleux et si dégueulasse (F)
Mondo Cane 2000 (JP)

IT 1971
R: Mino Loy & Luigi Scattini
dt. Kinopremiere 18.01.1974
Deutsche Sprecher: Hans Müller-Trenck & Achim Hammer
Italienischer Sprecher: Giorgio Albertazzi
Anmerkungen des Regisseurs Luigi Scattini
Score: Piero Umiliani
OFDb

"
Oh schöne, neue Welt - was für Illusionen wirst Du uns noch alles verkaufen"
Was genau Mino Loy & Luigi Scattini mit dem vorliegenden Mondo-Film anprangern wollten, ist wie bei den meisten Genrevertretern schwer nachzuvollziehen, da zum einen skandalöse Sachstände aufgezeigt werden, die für den Menschen meist tödliches Unheil mit sich bringen und zum anderen bumsfidele Frivolitäten aus aller Welt, die einem zusammen mit den köstlichen Kommentaren der deutschen Synchro unweigerlich zum Dauerschmunzeln bringen. Quasi ein Wechselbad der Gefühle, welches der Betrachter während der 90 Filmminuten durchlebt. Eröffnet wird der Mondo mit einem Beitrag über ein japanisches Fischerdorf, dessen Einwohner infolge eines Quecksilberverseuchung -welche wiederum von einem Chemiekonzern verursacht wurde- tödlich erkrankt sind. Als Nächstes wird gegen Umweltverschmutzung und Rohstoffverschwendung gewettert, bevor es dann auch schon mit einigen ominösen Übungseinheiten zum
Überleben in einer vergifteten, übervölkerten und hassgeschwängerten Welt weiter geht
(getreu dem Motto: "Fummelei wirkt befreiend"). Weiter geht es mit einem Beitrag über künstliche Befruchtungsformen, bevor sich dann etwas ausführlicher einem bestimmten Themengebiet gewidmet wird: Die unter Jugendlichen immer weiter voranschreitende Drogensucht ("
Am Ende steht immer die Kühlbox im Leichenschauhaus").


Neben zahlreichen Kurzbesuchen bei beispielsweise einem Hermaphroditen, einem Pornofilmdreh, einem drogengeschwängerten Happening, einer Samenbank, einem Kindergarten für hochbegabte Wunderkinder, einem staatlichen Beratungszentrum für sexuelle Fragen in Schweden oder einer frischgebliebenen Tiefkühlleiche wird auch ein unmenschlicher Tierversuch gezeigt, bei dem ein Pavian eine ordentliche Dosis LSD verabreicht bekommt. Etwas niedlicher entpuppt sich dahingegen der Beitrag über das ursprüngliche Zustandekommen der Affenliebe. Im Vereinigten Königreich erwartet den Betrachter eine ältere Dame, die es angeblich zum ersten Mal in der Geschichte geschafft hat, erfolgreich eine Katze mit einem Hund zu kreuzen. Dabei hat die gute Dame selbst den Kater auf die Hündin gehoben, woraus dann die neue Tiergattung der "Hutze" resultierte. Als nächstes stehen zwei Besuche in den Vergnügungsviertel von San Francisco und Kopenhagen auf dem Programm, wobei der Zuschauer auch einer Live-Veranstaltung beiwohnen darf, bei der ungeniert ein Porno auf der Bühne aufgeführt wird. Weiter geht es ins Swinging-London der frühen 70er,
den Geburtsort des Mini-Rocks und anderen schönen Sachen, die in Mini-Röcken stecken. Nach einem kurzen Exkurs über den wieder in Mode gekommenen Keuchheitsgürtels aus rostfreiem Edelstahl folgt eine kurze Stippvisite bei einer Bauchtanzgruppe unbefriedigter Hausfrauen. Die dabei ausgelöste Schmunzelattacke wird aber schon kurz darauf wieder jäh beendet, da das gerade noch sehr unterhaltsame Szenario urplötzlich einer todernsten Herzklappen-OP weichen muss, die zudem auch noch mit einer dramatisch-fröhlichen Umiliani-Komposition unterlegt ist. Eine Seilbahnfahrt in separierten Sitzbädern darf dann genauso wenig fehlen wie eine private Fotosession zweier gelangweilten Hausdamen, die anstatt des Eifelturms oder der Freiheitsstatue viel lieber zuhause den "Big Ben" abfotografieren.
Weiterhin beleuchtet der Mondo das Schicksal glücksspielsüchtiger Senioren in Las Vegas, stattet der Bodypainterszene in New York einen Besuch ab, zeigt rollschuhlaufende Pinguine, schaut bei einem Aufklärungsunterricht für blinde Kinder vorbei und verlagert das Szenario urplötzlich in eine Spezialklinik für schwerste körperliche Verbrennungen. Zwischendrin vermiesten mir einige Hundekämpfe kurzzeitig die Stimmung, welche aber Dank eines schlagfertigen Amazonen-Rollschuh-Derbys schnell wieder aufgehellt werden konnte: "
Das Spiel ist gedacht als eine Mischung aus Boxen, Rollschuhlauf und Rugby, wobei immer der Kopf des Gegners als Ball dient. Hier kann man sich mal austoben. Hier kann man schlechte Laune abreagieren und das tun, was man auch draußen im Leben machen möchte - nämlich jedem in die Fresse hauen, der einem in den Weg kommt! Platz den Unfairen, das ist hier die Regel."
Gegen Ende des Films wird dann nochmals die Massenvernichtung überproduzierter Nahrungsmittel angeprangert, bevor der Mondo mit einem zweifelhaften Beitrag über thalidomidgeschädigte Kinder endgültig beendet wird.
Fazit: Einfach unbeschreiblich!




