DAS FORT DER MUTIGEN FRAUEN

Audie Murphy spielt die Rolle eines Nordstaatlers, der in den Süden desertiert, um seinen Heimatort vor den Angriffen der Comanchen zu schützen. Und da fast alle Männer im noch anhaltenden Bürgerkrieg sind, muss die Murphy-Figur nun den Frauen schnellstens kämpferische Fähigkeiten beibringen. „GOOD WOMEN...BAD WOMEN...BRAWLING WOMEN...BRAVE WOMEN! They were all soldiers in skirts!” Mit diesem Slogan wurde der Film beworben. Sicherlich war das Thema, Frauen als kämpferische Soldaten auftreten zu lassen, damals eine eher ungewöhnliche Idee; allerdings hatte es beispielsweise dann auch schon JOHNNY GUITAR gegeben, wo es ein weibliches Schlussduell gibt, oder wir denken an die schießwütige „Kate Quantrill“, dargestellt von Audrey Totter, in AM TODE VORBEI. Weitere Beispiele für ein Plot-aktives Frauenbild im zeitgenössischen Western ließen sich sicherlich fortführen. Dennoch hat mich bei der finalen Schlacht in FORT DER MUTIGEN FRAUEN dann schon die damals sicherlich sehr ungewöhnliche Darstellung überrascht, dass die mutigen Frauen einerseits die Indianer reihenweise von den Pferden herunterschießen und andererseits auch selbst während des Kampfes fallen (selbst ein Junge – das heilige Symbol der Unschuld im klassischen Hollywood-Film – bekommt eine Waffe in die Hand und wird getroffen). Die erzählerische Ausgangslage des Films, bei der ein isolierter Ort zur Barrikade gegen die angreifenden Indianer wird, hatte mich unmittelbar an Hugo Fregoneses TROMMELN DES TODES erinnert, wo sich eine kleine Gruppe ebenso in einem Gebäude vor den Apachen verteidigt hatte. Stilistisch finde ich TROMMELN zwar wesentlich gelungener, aber das FORT DER MUTIGEN FRAUEN, unter der Führung von Murphys Charakter, hat trotzdem einige schöne dramaturgische Einfälle zu bieten, so dass der Film mich sehr gut unterhalten konnte. Diesbezüglich möchte ich ihn als gelungenen B-Western bezeichnen, der vor allem wegen seines Rollentausches, Frauen als aktive und nicht passive Figuren zu funktionalisieren, äußerst „modern“ wirkt. Ich hatte erst befürchtet, dass das Thema eine stark humorige Note bekommen könnte, der Originaltitel: THE GUNS OF FORT PETTICOAT ließ mich dies annehmen. Aber nein, George Marshall hat hier einen richtig ersthaften Western geschaffen, der zwar keine außergewöhnliche Konfliktsituation erzählt, dafür jedoch die Handlungsperspektive neuartig, nämlich ausgesprochen weiblich, fixiert…