
Die beiden Berufskiller Marco (Terence Hill) und Jacobo (Mario Pardo) bekommen den Auftrag einen Anarchisten (Carlo Alberto Cortina) zu ermorden. Der Mann erzählt der armen und unterdrückten Bevölkerung von Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, die notfalls auch mit Gewalt erreicht werden muss.
Regisseur Mario Camus zählte nach der Beendigung der Franco Diktatur 1975 zu einem der bekanntesten Vertreter des Neuen Spanischen Kinos. Seine beste Phase hatte er in den 80’ern mit Filmen wie Der Bienenkorb, Die heiligen Narren oder Die Hinrichtung.
La collera del vento, so der Originaltitel, ist sein einziger Italowestern, obwohl der Begriff hier nicht wirklich angebracht ist auch wenn er fast überall in dieses Genre gepresst wird. Der Film spielt in Andalusien, passt aber Formal und inhaltlich, ähnlich wie Giovanni Fagos in Brasilien spielender
O’Cangacairo, bestens in das Genre des Italowestern.
Camus fokussiert sich hier auch nicht allzu sehr auf die Action, sondern versucht die Armut und die Lebensumstände der Bauern und Arbeiter zu beleuchten. Er zeigt unter anderem sehr gut den Reichtum der Großgrundbesitzer im Gegensatz zur Armut der bäuerlichen Bevölkerung oder auch die Organisation von Streiks.

Die Hauptrolle des Berufskillers Marco spielt Terence Hill, der hier in einer vollkommen ernsthaften Rolle vollends überzeugt. Marco wurde von dem Großgrundbesitzer Don Antonio (der wie immer großartige Fernando Rey) angeheuert um eine Verbreitung anarchistischer Ideen und einen damit verbundenen Aufstand der Arbeiter zu unterbinden. Die andalusischen Großgrundbesitzer versuchen mit aller Macht ihren Besitztum und ihren Reichtum zu verteidigen. Für Don Antonio sei es die Bestimmung der Arbeiter ihre Untertanen zu sein und es stehe ihnen nicht zu mehr zu verlangen als man ihnen zugesteht. Für Don Lucas, der moralische Bedenken bekommt und den Bedingungen der Bauern zustimmt, hat er nicht das geringste Verständnis und lässt ihn eliminieren.
Ich bin hier um euch von einer anderen Welt zu erzählen, einer befreiten,
Von einer Welt wo alles was die Erde gibt allen gehört zu gleichen Teilen,
Von einer Welt, in der jeder die gleichen Rechte hat,
In meiner Welt soll es keine Herren mehr geben und keine Sklaven,
Keine Unterdrücker und niemand mehr der unterdrückt wird,
Ich weiß, dass das unglaublich klingt, aber es ist möglich.Der Aufstand geht auch hier nicht von den Bauern und Arbeitern, mit Ausnahme von José, aus sondern von den Intellektuellen (Lehrer, Studierter), die Leone später in
Giù la testa people who read books nannte. Diese Leute stacheln die Menschen, die keine Bücher lesen an ohne selbst am bewaffneten Kampf teilzunehmen. Sie machen dann große Politik (
"they talk and talk and eat") während die Armen krepieren. Bei Camus ist dies nicht ganz der Fall, denn beide Intellektuellen werden ins Jenseits befördert. Der Anarchist, der ein ziemlich armer Hund ist und seine Schuhe ständig mit Papier stopfen muss, lässt sich allerdings ohne Gegenwehr von Marco abknallen. (
"Ich habe gewusst, dass früher oder später einer kommen wird, der mich ermordet. Ich habe mir immer gewünscht ihm dabei in die Augen zu sehen.")
Christopher Frayling weist in seinem Buch Spaghetti Western auf einen aktuellen Bezug hin. Salvador Puig Antich verbreitete zur selben Zeit anarchistisches Gedankengut in Franco- Spanien und wurde 1974 hingerichtet. Die Anarchisten waren zur Zeit Francos durchaus stark vertreten.
"Ein so bewölkter Himmel klärt sich ohne Sturm nicht auf." (William Shakespeare)
Mit diesem Zitat, das
La collera del vento eröffnet, und die Ermordung derer, die immer nur Reden lässt für mich zumindest den Schluss zu, dass Camus wohl eher die Ansicht vertritt oder vertrat, dass wenn man etwas verändern will nicht nur mit klugen Worten sondern notfalls auch mit Gewalt zum Ziel gelangen muss.

Marcos Wandlung vom Berufskiller zum Unterstützer der Unterdrückten ist wohl weniger ideologisch motiviert sondern entsteht hauptsächlich aus seiner Liebe zu Soledad, die eine Taverne betreibt. Diese Taverne bietet, ähnlich wie in einigen anderen Western (zb. in Corbuccis
Django) das Bordell, den Mittelpunkt, in dem sich alle Parteien einfinden. (
"Bei mir ist jeder willkommen der bezahlen kann.")
Neben der guten Kameraarbeit kann auch die sehr gute Musik von Augusto Martelli überzeugen. Teile davon bekommt man auch in Roberto Mauris
Sartana nella valle degli avvoltoi, der im selben Jahr erschien, zu hören. Mit dem deutschen Titel wollte man wohl an die erfolgreichen Trinity Filme von Enzo Barboni anschließen, obwohl dieser Film nun rein gar nichts mit den beiden Komödien gemeinsam hat, mit Ausnahme von Terence Hill. In Frankreich versuchte man mit dem Titel
Trinità voit rouge wohl ähnliches.
Sehr guter Film, der versucht die Probleme der einfachen Bevölkerung zu beleuchten. Zu bewundern gibt’s gute Darsteller, eine schöne Kameraarbeit, tolle Musik gewürzt mit etwas Sozialdrama. Mein Daumen zeigt doch ziemlich weit nach oben.
7/10
Die DVD ist wohl ungekürzt hat aber eine ziemlich schlechte Qualität. Auch würd ich empfehlen den Film vielleicht ein zweites Mal anzutesten wenn er jemanden beim ersten Mal nicht sonderlich gefallen hat.
La collera del Vento konnte mich auch erst beim zweiten und dritten Mal überzeugen.
der schöne Titelsong:
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