Ich kann all den positiven Meinungen nur zustimmen!
Habe bis jetzt von Brunello Rondi als Regisseur nichts gesehen, aber INGRID SULLA STRADA zeigt mir wieder einmal, dass gerade diejenigen, die als Regisseur nicht allzu viel gemacht haben, oft Werke zustande bringen, die sich vollkommen von jeglichen Genrekonventionen abheben.
Genau solch ein Film ist auch dieser hier und so etwas habe ich ja im Normalfall sehr gerne.
Rondi schickt Janet Agren auf einen 93-minütigen, episodisch aufgebauten, Höllenritt als Prostituierte in Rom.
Dabei entwickelt der Film nach und nach eine extreme Sogwirkung.
Während man zu Beginn noch glauben könnte, etwas "Leichtes" serviert zu bekommen, drängt sich mit der Zeit immer mehr der Pessimismus in den Vordergrund.
Als Ingrid zum ersten Mal auf Claudia (Francesca Romana Coluzzi) trifft, wird noch gelacht, dann kommt bald der Besuch bei Enrico Maria Salerno, wo das Ganze schon in die skurrile Richtung geht und ab dem ersten Aufeinandertreffen mit Franco Citti, wird ihr endgültig klar, dass sie sich mit Claudia die Falsche zur Freundin gemacht hat...
Im Endeffekt ein cineastischer Schlag in die Magengrube für den Zuschauer.
Kurz gesagt: Es ist ein Film, wie er nur aus den 70ern sein kann!
Und dann auch noch mit so einer grandiosen Besetzung...
Denjenigen, die sich den Film aber nur aufgrund der Besetzung anschauen würden, sei gesagt: Franco Citti hat mit einer knappen Dreiviertelstunde die größte Nebenrolle.
Alle anderen (Enrico Maria Salerno, Bruno Corazzari, Luciano Rossi, Fulvio Mingozzi usw.) haben nur Gastrollen- bzw. auftritte.
Speziell im Fall von Enrico Maria Salerno war das eine kleine Enttäuschung für mich, was aber, wenn man den Film insgesamt nimmt, auch nicht viel ausmacht.
Eines muss ich aber ganz klar sagen: Der "Star" ist meiner Meinung nach nicht Janet Agren, nein, diesmal ist es die zweite Hauptrolle, es ist Francesca Romana Coluzzi!
Die nächste Überraschung: Die Musik von Carlo Savina.
Ich habe ihn bisher nicht als einen der "Großen" wahrgenommen, aber was er hier abliefert, ist einfach großartig.
Als Titelmelodie gleich etwas, bei dem ich nie daraufgekommen wäre, dass das von Carlo Savina sein könnte.
Da habe ich wirklich geglaubt, die Musik wäre von Morricone.
Eine wunderschöne melancholische Melodie mit Streicher, Oboe, Klavier,... einfach allem was dazugehört -
zurücklehnen und genießen.
Darüber hinaus ist auch noch zu erwähnen, dass in den Hintergrundmelodien viele verschiedene Stile erklingen (Easy Listening, Dixieland,...)
Und so hat fast jede Szene (!) ihr eigenes musikalisches Motiv.
Für mich geht da nichts unter 9/10.