colìn wrote:
Bitte versteh mich nicht falsch, das soll in keinster Weise irgendeine Kritik an Subkultur sein.
Keine Sorge, wird auch nicht so verstanden. Ganz im Gegenteil. Mal wieder konkrete Nachfragen zu bestimmten technischen Details sind sehr willkommen
colìn wrote:
Meine Fragen waren aber direkt und nur an den Timo gerichtet. Der liest hier täglich mit und kann die Fragen ohne Schwierigkeit in kürzester Zeit beantworten. Völlig unabhängig davon, ob noch restauriert wird oder nicht.
Leider nicht, darum hat die Antwort auch etwas länger gedauert.

Ich bin auch nicht über jedes technische Detail der Restauration im Bilde und muss daher auch erst mal nachfragen.
Generell vielen Dank für die objektiven Anmerkungen, aber nun der Reihe nach:
Quote:
Was seht ihr auf dem ersten Bild? Genau: das Format 1,56:1 Hard Matte. So hat es der Endkonsument 1979 gesehen. Leute, die an der Produktion beteiligt waren, wollten dieses Bildformat.
So hat es der Endkonsument auch 1979 nicht gesehen, weder im Kino noch auf deutscher VHS. Uns interessiert hierbei sehr stark die Quelle, von der du den Screenshot entnommen hast. Interessant ist es deshalb, weil die deutsche MAZ (das damalige VPS Tape) nicht so aussieht und weniger an den Seiten zeigt als dein Screenshots:

Die eng. MAZ ist ebenfalls deutlich mehr gezoomt (inkl. Bildstörung):

...und hier der Shot aus dem finalen Encode.
Ich denke, damit sollte das "1.56 Thema" schon vom Tisch sein, aber der Reihe nach

Quote:
Also nochmal die Fragen:
- Negativ Hard Matte oder Open Matte?
- Kinoprint Hard Matte?
Alles Hard Matte und zwar auf Negativ-Ebene, direkt in der Kamera. Das heißt, alle Fassungen (uns lag vor: Negativ, CRI (eine Art-Kombination von Interpositiv & Internegativ), Schnittkopie, Archiv-Kopien, ...) sind folglich natürlich ebenfalls Hard Matte. Die alten Video-Masterbänder (1"C, U-Matic, ...) sind teils noch zusätzlich eingezoomt (siehe oben).
Hier ein paar Bildchen (ganz schäbige Schnappschnüsse, waren nie für die Öffentlichkeit gedacht, sondern zu internen Verwendung).
Ist auch nicht das gesamte Material, nur ein kleiner Eindruck):




Hier mal was aus der Schnittkopie/Workprint (dieser ist aus Direktabzügen vom NEG erstellt worden, ohne Ton, mittlerweile knallrot), da kann man das Hard Matting schön sehen:


Quote:
- Wer entscheidet über das Format / den Bildausschnitt? LSP oder Subkultur? Oder beide in Zusammenarbeit?
Die Faktenlage. Das können im Idealfall noch existierende Produktionsunterlagen sein, die das intendierte Format detailgenau aufdröseln, dazu gibt es oftmals auch Beschriftungen auf Dosen, Startbändern, Etiketten, und natürlich die Filmemacher selbst. Oder halt auch ein Hard Matte. Zudem ist abgesehen von wenigen Sonderfällen erst einmal von regulären OARs auszugehen (d.h. im Bereich der sphärischen Formate: 1.37/1.66/1.85). Aber Obacht: Ein Hard Matte auf ein bestimmtes Seitenverhältnis auf Materialebene muss nicht zwangsläufig dem intendierten Seitenverhältnis entsprechen. So kann z.B. ein Film mit 1.66:1 Hard Matte trotzdem für 1.85:1 vorgesehen sein (allerdings nicht für weniger als 1.66:1). Aus Jux und Dollerei legen weder wir noch LSP "irgendein" Format fest. Sollte es tatsächlich mal zu einem Fall kommen, wo die Sachlage nicht eindeutig zu klären ist, würden wir immer anstreben, euch die Alternativen anzubieten. Schon jetzt bieten wir generell sehr häufig auch optional z.B. "Open Matte" Versionen an (zum Beispiel diverse Titel der Grindhouse & Naschy Collection). Im Fall von "Die Brut des Bösen" gab es aber keine Unklarheiten, noch wäre ein alternatives Bildformat möglich gewesen, wegen Hard-Matte.
Ist im konkreten Fall von DIE BRUT DES BÖSEN die These mit 1.56:1 als Originalformat daher für dich zufriedenstellend widerlegt?
Wem technisches Geschwafel zu dröge ist, der darf spätestens jetzt zum nächsten Thread/Posting wechseln.
Quote:
- Nach welchen Kriterien wird [...] beim Reinzoomen vorgegangen?
Diesen Punkt können wir vorab ausklammern: Nur weil bei Tele 5 eine "reingezoomte" Version ausgestrahlt wurde, bedeutet das nicht automatisch, dass unser Master identisch ist. Auch sprach ich in meiner ersten Antwort zum Thema ganz explizit von unserem
Transfer! Zwischen einem Transfer und einem fertig restauriertem Endresultat liegen noch ein paar weitere Arbeitsschritte, bitte nicht vergessen.
Zudem hast du es im ersten Post auch selbst geschrieben:
Quote:
Man sieht deutlich, dass für 1,66:1 stark reingezoomt und eben auch das Seitenverhältnis geändert wurde.
Beim "Tele 5/Subkultur" Transfer fehlt Bildmaterial an allen vier Seiten.
Die Vermischung aus TV-Ausstrahlung und bisherigen VÖs des Films führt zu der missverständlichen Annahme, dass da nach Gutdünken einfach irgendwas von uns aus (bzw. unserem Studio LSP Medien) getan wurde, was einfach nicht der Wahrheit entspricht. Aus dem Grund habe ich das Zitat ein wenig modifiziert. TV-Sender haben ganze andere Ansprüche/Kriterien als wir. Unser Anspruch ist, den Film möglichst originaltreu und so authentisch wie möglich zu präsentieren. Auch ist es nicht gesagt, dass das, was man einem TV-Sender liefert, dann auch 1:1 ohne weitere Modifikationen ausgestrahlt wird.

Ab diesem Punkt haben wir es nicht mehr in der Hand.
Ich möchte an der Stelle aber die Chance nutzen und ganz explizit darauf hinweisen, dass unsere Mitstreiter von LSP Medien noch nie willkürlich bei einem Transfer reingezoomt haben und das auch in Zukunft niemals tun werden. Weder aus eigenem Antrieb, noch "auf Verlangen" unsererseits (was wir übrigens ebenfalls noch nie getan haben). Aber, und das hat TRAXX schon ganz richtig festgestellt, unsere Maxime ist nicht "jeden Zipfel Bild um jeden Preis", sondern ein korrektes Framing, wie es für die analogen Aufführungen vorgesehen war.
Zu deiner gesamten Fragestellung:
Quote:
- Nach welchen Kriterien wird bei der Auswahl des Bildausschnitts / beim Reinzoomen vorgegangen? Nach Unterlagen aus der Entstehungszeit? Oder wird in Eigenentscheidung versucht, einen stimmigen Bildausschnitt zu finden?
Wie weiter oben erwähnt, entscheiden vorliegende Fakten. In Eigenregie (=willkürlichem Gebastel) wird NICHTS entschieden und erst recht nichts "versucht". Die Umsetzung ins intendierte Bildformat bedarf keiner szenenspezifischen oder gar einstellungsbasierten Anpassung. Sofern das intendierte Seitenverhältnis bekannt ist, bedarf es auch keines "kreativen" Inputs mehr. Es handelt sich in solchen Fällen immer um einen festen Ausschnitt, der global für den Film festgelegt ist. Alle notwendigen Entscheidungen für die Auschnittsbestimmung sind beim Dreh durch die Positionierung der Kamera und die Wahl des Objektivs getroffen worden. Resultierende Bildseitenverhältnisse sind klar definiert und lassen sich technisch eindeutig umsetzen. Vielleicht kennst du als Vorfüher die SMPTE Testfilme (
*** The link is only visible for members, go to login. ***), diese haben u.a. die zu verwendenden Bereiche eindeutig markiert.
Wenn du dich für das Thema interessierst, legen wir dir unsere Nr. 3 aus der 2. Grindhouse Collection an Herz. Dort ist ein "Interaktives Framing-Feature" enthalten, in dem nochmals alle deine Punkte adressiert werden, und zwar an dem spannenden Beispiel eines (teilweise) völlig unmaskierten Negativs.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen damit ausführlich und verständlich genug beantworten.
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