Ich bin gestern seit langem mal wieder ins Kino gegangen und es hat sich gelohnt.
DER GOLDENE HANDSCHUH von Fatih Akin. Die bisherigen Filme von Akin kenne ich nicht. Aber sein Neuester ist eine echte Entdeckung.
Sehr sorgfältig inszeniert, vermittelt er eine authentische Atmosphäre der frühen 70er Jahre und zeigt auch die Trostlosigkeit der in einer Pennerkneipe gestrandeten Säufer und Ausgestoßenen sehr detailliert und intensiv gespielt. Die Geschichte dreht sich um den Frauenmörder Fritz "Fiete" Honka, der Anfang der 70er vier Frauen umgebracht und die Leichen zerstückelt in seiner schäbigen Mansardenwohnung deponiert hatte.
Jonas Dassler (gerade einmal 23 Jahre alt und eigentlich zu jung für die Rolle) spielt den Part des Fritz Honka jedoch sehr glaubhaft und eindringlich. Ein übriges ist der Arbeit der Maskenbildner zu verdanken, die dem Schönling eine dem Original-Honka zwar nicht 100% ähnliche, aber sehr groteske Hässlichkeit verpasst haben. Zitat: "Fiete will Dir einen ausgeben." "Den würd ich nicht mal anpissen, wenn er brennt."
Der Film zeigt viel Lokalkolorit, liefert aber weniger ein Psychogramm des Täters, sondern arbeitet seine Taten bis zu seiner Festnahme chronologisch ab; in der Darstellung sehr drastisch, verzichtet er dennoch auf graphische Ausspielung seiner Taten.
Die BILD-Zeitung widmete Honka im übrigen 1974 eine ganze Serie unter dem Titel "Honka und die toten Seelen von St. Pauli".