Die teils viel zu behäbige Regie von Erich Engels brachte "Dr. Crippen lebt" bei mir anfangs keinen hohen Stellenwert ein, sodass ich ihn immer als ziemlich langweilig empfunden hatte. Bei jeder erneuten Ansicht war es im Endeffekt die nicht uninteressante Geschichte, die den Film langsam aber sicher etwas gewinnen lassen konnte, wenngleich ich ihn nach wie vor bestimmt nicht als einen der Beiträge ansehe, die im deutschen Krimi eine besondere Relevanz haben. Die Story rund um einen offensichtlich wahnsinniges Phantom baut durchaus spannende Phasen auf, die zwar oft durch darstellerische Biederkeit aufgeweicht werden, aber unterm Strich unterhaltsam wirken. Leider orientiert sich der Verlauf aber zu sehr an gängigen Schablonen. Der große Vorteil der Produktion ist vielleicht der gut strukturierte Aufbau, der keinen Zweifel daran lässt, dass sich alles zum Guten wenden wird. Natürlich entsteht gerade hierbei eine gewisse Vorhersehbarkeit, die noch durch zu wenige Verdächtige unterstützt wird. Interessante Akzente werden im akustischen Bereich gesetzt, auch die meisten Schauspieler wirken überzeugend, vor allem Peter van Eyck, Carl Lange oder Fritz Tillmann, und sogar Howard Vernon ist hier in einer kürzeren Rolle zu sehen. Hauptdarstellerin Elisabeth Müller bereitet aufgrund einer doch sehr hausbackenen Leistung nachhaltige Probleme, denn die Rolle wird als recht fantasielos in Erinnerung bleiben. "Dr. Crippen lebt" konnte nach zahlreichen Anläufen doch ein bisschen mehr als gedacht überzeugen, und kann sich letztlich im zufriedenstellenden Mittelfeld platzieren.