“When injustice has been done,
One must fight and never run,
Please don't hate me,
Don't forsake me.
The time has come...I must go.”(Titellied I must go) (1)
Zwischen den beiden Farmer-Familien Drummond und Griffith herrscht Krieg. Die Oberhand haben die Griffiths, da das Familienoberhaupt Jonathan einen ganzen Haufen schießwütiger Söhne zur Verfügung hat. Einzig die Tatsache, dass der älteste Sohn Chester in Lisa Drummond verliebt ist hält die Familie Drummond noch am Leben. Doch plötzlich taucht ein Fremder in der Stadt auf, der mit den herrischen Griffiths aufzuräumen beginnt und gleich mal den jüngsten Sohn ins Jenseits befördert. Das lässt der alte Griffiths natürlich nicht auf sich sitzen und heuert einen Killer an um Jerry umzubringen.
Von Regisseur Tanio Boccia hab ich mir jetzt in kurzen Abständen zwei seiner vier Western angesehen. Neben
Sapevano solo uccidere (Mein Leben für die Rache) war dies
Uccidi o muori (Für eine Handvoll Blei), welcher mir wesentlich besser gefallen hat als ersterer. Dies liegt vor allem daran, dass die Geschichte wesentlich kurzweiliger und flüssiger inszeniert wurde und man mit Rod Dana auch einen besseren Hauptdarsteller zur Verfügung hat.
Uccidi o muori war auch Boccias erster Western. Zuvor drehte er hauptsächlich einige Peblums und Abenteuerfilme, häufig mit Kirk Morris in der Hauptrolle. Die Geschichte ist erstmals nichts besonderes, hat aber immerhin eine originelle Idee zu bieten. Ein Geigenspieler kommt in eine Stadt, räumt dort mit der herrischen Familie Griffith auf und erobert das Herz der hübschen Lisa, mit der er am Ende auch in den Sonnenuntergang reiten darf.


Der Amerikaner Rod Dana, hier unter dem Pseudonym Robert Mark, mimt den Protagonisten Jerry, der nicht nur weiß wie man Geige spielt sondern auch wie man mit dem Revolver umgeht. Gleich zu Beginn legt Jerry zwei Söhne von Jonathan Griffith um, der daraufhin einen Killer engagiert um Jerry die Lichter auszublasen. Jerry darf zwar mächtig austeilen muss aber einmal auch kräftig einstecken. Chester schlägt ihn an einer Stelle nämlich halb tot und gräbt ihn bis zum Hals in den Sand ein, und dass mitten in der Wüste. Dana sieht recht gut, kantig und schön männlich aus und macht seine Sache recht anständig, da kann man sich wirklich nicht beschweren. Er war auch in Boccias späteren Genrebeitrag
Dio non paga il sabato (Die sich in Fetzen schießen) in einer der Hauptrollen mit von der Partie. Das Familienoberhaupt der Griffiths, Jonathan, wird gespielt von Furio Meniconi, der unbedingt der reichste Farmer in der Gegend sein möchte und deshalb versucht die Drummonds klein zu halten. Dank seines ehrlichen und traurigen Blicks schafft es Meniconi hier, und auch in anderen Filmen, trotz seiner Boshaftigkeit innerlich zerrissen und vertrauenswürdig zu wirken.
Der Killer, den Jonathan engagiert, wird dargestellt von niemand geringerem als Gordon Mitchell, der in
Sapevano solo uccidere zwei Jahre später dieselben schwarzen Klamotten trägt. Gordon spielt einen gewissen Baltimore Joe, der seine Gegner erbarmungslos über den Haufen knallt. In Jerry findet er allerdings seinen Meister. Mitchell hätte man hier ruhig mehr Spielzeit geben können, hätte dem Film gut getan. Die hübsche Lisa, in die sich Jerry verknallt, wird gespielt von einer gewissen Elina de Witt, die optisch einiges hermacht. Leider ist ihre Filmographie mehr als überschaubar. Andrea Bosic hat eine sehr schöne Rolle als sympathischer und ehrenvoller Sheriff, der alles versucht um Jerry aus der Gegend zu treiben. Das liegt aber nicht nur daran, dass Jerry im städtischen Friedhof für mächtigen Umsatz gesorgt hat. Von den Griffiths muss er sich so einiges gefallen lassen, da er aber nichts gegen sie ausrichten kann, erträgt er das mit stoischer Ruhe und wartet auf seine Chance.


Als Jonathans jüngster Sohn Spott (klingt eher wie ein Hund) ist Fabrizio Moroni zu sehen, der vor allem aus Bruno Corbuccis hervorragendem Western
Spara, Gringo, spara (Im Staub der Sonne) bekannt sein dürfte. Im ersten Moment dachte ich sogar es handle sich um Ray Lovelock, die beiden sehen sich doch mächtig ähnlich. Sein Vater Jonathan hat übrigens ein übergroßes Porträt von seinem Sohnemann in seinem Zimmer hängen, und zwar tatsächlich eine relativ moderne Photographie! Den fiesesten und brutalsten der Brüder, Chester, spielt Alberto Farnese, der seinen Auftrag als fieser Drecksack ganz ordentlich verrichtet. Man hat da aber auch schon weitaus besseres gesehen. So richtig überzeugen kann er nicht. Phil H. schreibt über Farnese, dass er
"comes off like a pissed off lounge singer more than a mean cow punching killer". (2) Das trifft es ganz gut denke ich.
Ansonsten kann man über den Film eigentlich nicht viel schreiben. Das Ganze ist recht solide heruntergekurbelt, ohne nennenswerte Höhepunkte. Man kann aber auch nicht großartig etwas daran auszusetzen. Solide eben. Für Christian Kessler ist eine der Erkennungsmerkmale von Boccias Filmen seine statische Regie. (3) Dem kann ich eigentlich nur zustimmen, denn von einer schwungvollen, originellen Inszenierung kann hier keine Rede sein. Da weiß man wieder was man an Regisseuren wie etwa Sergio Garrone oder Giuseppe Vari hat, bei denen die Kamera so richtig schön losgelöst ist.
Uccidi o muori beginnt gleich mit einer richtig starken Szene, vielleicht der besten des gesamten Films. Peter Drummond ist tot. Sein Leichenzug führt über das Land der Griffiths, denen das so rein gar nicht schmeckt. Die Griffiths schießen auf den Leichenzug was die Gewähre hergeben. Dabei bleibt Lisa wie angewachsen stehen und es scheint ihr vollkommen egal zu sein ob sie getroffen wird oder nicht. Die Griffiths ballern so lange darauf los bis der Sarg vom Wagen fällt und Jonathan darauf anmerkt:
"Ich habe gesagt, dass er nicht mehr hierher zurückkehren soll, weder lebend noch tot, ha, ha, ha." Eine weitere gute Szene ist jene, als Chester und seine Leute den armen Jerry, ständig auf ihn schießend, einen Hügel hinaufkriechen lassen, ihn herunterstoßen und danach in der Wüste einbuddeln. Boccia scheint auch ein Freund dieser einfach, aber sehr schön animierten Vorspänne gewesen zu sein, denn alle drei Western, die ich von ihm gesehen habe, warten mit einem ähnlichen Vorspann auf. Über die Anzahl und Inszenierung der Actionszenen kann man sich eigentlich auch nicht beschweren, gibt es doch genügend davon und ordentlich gemacht sind sie auch. Zum Schluss gibt’s als Draufgabe noch eine fetzige Schießerei auf einer Hochzeit.


Die deutsche Synchro kann man so durchgehen lassen, verzichtet bedauerlicherweise meistens aber auf Hintergrundgeräusche. Gegen die italienische stinkt sie jedoch gewaltig ab und verfälscht auch manchen ansonsten ganz ordentlichen Dialog. Wie kurze Zeit später bei
Sapevano solo uccidere wurde hier wohl auch teilweise in Jugoslawien gedreht, zumindest sehen sich die Drehorte relativ ähnlich. Die Schauplätze erinnern mich auch ganz stark an Giuseppe Varis
L’ultimo killer (Rocco – ich leg ihn um), vor allem die Hütte an dem kleinen See, in dem Jerry gesund gepflegt wird. Die Sets sehen ebenfalls gut aus und auch alles andere als billig.
Der Soundtrack von Carlo Rustichelli ist ebenfalls ganz ordentlich ausgefallen, Maestro Rustichelli hat aber schon wesentlich besseres und eindrucksvolleres geschaffen. Man höre sich nur mal seine Kompositionen zu den drei Western von Giuseppe Colizzi an. Der Titelsong
I must go ist aber klasse. Das Drehbuch verfasste Komödienspezialist Mario Amendola, diesmal ohne seinen Stammpartner Bruno Corbucci. Aber keine Sorge, humorvolle Elemente hat der Streifen keine zu bieten. Amendola drehte einige Jahre später einen Western, der eine etwas einfallsreichere Story vorzuweisen hat und auch wesentlich mehr Freude bereitet wie dieser hier. Die Rede ist von dem unterhaltsamen
Dai nemici mi guardo io! (Mein Leben hängt an einem Dollar), in dem Charlie Southwood auf Schatzsuche geht. Die X-Rated DVD geht diesmal auch mehr als in Ordnung, bietet sie doch eine sehr gute Bildqualität, nur fehlen eben die Untertitel.
Tanio Boccias Westerndebüt
Uccidi o muori ist ein vollkommen durchschnittlicher Beitrag zum Genre, das keinen vom Hocker hauen wird. Der Film hat immerhin eine recht gute Besetzung zur Verfügung und Boccia inszenierte die recht einfallslose Geschichte ausreichend schwungvoll um zumindest für kurzweilige Unterhaltung sorgen zu können. Wer also etwas für Zwischendurch sucht, das angenehm unterhält ohne zu große Ansprüche zu stellen kann sich durchaus auf
Uccidi o muori einlassen. Wer weiß was ihn erwartet, wird mit dem Film bestimmt genug Freude haben, ein durch und durch solider Streifen eben. Ich für meinen Teil hab mich jedenfalls ganz gut amüsiert. So, jetzt fehlt mir nur noch Boccias Western Nummer vier.
Djangos blutige Spur, aber die wird ich sicherlich auch noch irgendwann finden.
(1)
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*** Der Link ist nur für Mitglieder sichtbar, zum Login. ***(3) Kessler, Christian: Willkommen in der Hölle. Der Italo Western im Überblick. Terrorverlag. 2002. S.260
Links:
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