Wir hatten es neulich angekündigt, darum ohne Umschweife zum nächsten Update:
Teil 4: DE-GENERATIONSicherlich haben sich viele von euch gefragt, warum es lange so ruhig war um JET GENERATION. An dieser Stelle irrt sich nun speziell der,
der jetzt glaubt, wir wären untätig gewesen, oder hätten die Flinte ins Korn geworfen. Sollte sich jemand aufgrund der längeren Sendepause gar nicht mehr erinnern können, von was hier überhaupt gesprochen wird, empfehlen wir dringend noch einmal eine Auffrischung durch eifriges Studieren der vorhergehenden Logbucheinträge:
Der Anfang der Reise +
Erster Zwischenstand =
Perfekte KatastropheWährend ihr also frustriert und gespannt abwarten musstet, haben wir (bzw. LSP Medien) zwischenzeitlich nicht einfach nur unaufhörlich weiter an dem Material gearbeitet, sondern auch umheimlich viel Hilfe angeboten bekommen (sogar die Murnau-Stiftung hat sich zwischenzeitlich pro-aktiv an uns gewandt und von Kinokopien in deren Fundus berichtet). Nach dieser langen Zeit und all den Hürden, wissen wir diesen Umstand sehr zu schätzen und möchten uns an dieser Stelle noch mal kollektiv bei allen bedanken, auch weil besonders wir jede Gelegenheit nutzen, die schwierige Lage beim deutschen Film, bzw. den Umgang mit selbigem, permanent zu thematisieren/kritisieren.
Lasst uns an dieser Stelle ins Detail gehen:
Wer die letzten Updates verfolgt hat und sich mit Filmrestaurierung im Allgemeinen identifizieren kann, der wird vermutlich erkannt haben, dass neben dem Teufel Essigsydrom, das Problem des Farbverlustes einen größeren Stellenwert einnimmt, aber dieses Thema soll nun erst einmal nicht im Fokus dieses Updates stehen, sondern unser guter alter Freund, die Schimmelfäule! Vor einigen Tagen haben wir den Trailer des Films erstmals öffentlich zugänglich gemacht, und weil es so schön war, gleich noch mal!
[BBvideo]http://vimeo.com/258759633[/BBvideo]
Zur Erinnerung: Das uns vorliegende Ausgangsmaterial sah bei Ankunft so aus!



An dieser Stelle noch einmal ein kleiner Einwurf, um euch eine Perspektive zu verschaffen. Wie geschrieben, sind wir nicht untätig und penetrieren unaufhörlich die Archive mit Materialanfragen. Hier ergab es sich zwischenzeitlich, dass in einem Archiv eine A/B-Rolle (also ca. 10 Min) vom englischen Tonnegativ gefunden wurde. Das Material wäre allerdings "verschimmelt" und nicht mehr brauchbar. Es wurde bereits "Schimmel" auf der Dose notiert und das Material wäre eigentlich nicht mehr abtastfähig.
Als uns die Dose dann aber erreichte, passierte Folgendes:
Das war die Dose:

...und das war der Inhalt:
Unfraglich gibt es eine minimale, oberflächliche Schimmelbildung, die allerdings leicht zu beseitigen war. Hier geht es nur darum, einmal den Blick dafür zu schärfen, was im Bereich Archiv bereits als "unbrauchbar" klassifiziert wird und wie tief es eigentlich noch runtergeht.
Wie auf den Fotos unschwer zu erkennen, war/ist das Material so stark gammelig und mit Schimmel überzogen, dass man wohl direkt ein Sondereinsatzkommando gerufen hätte, wäre man auch nur in die Nähe davon gekommen!
Aber zurück zum Trailer: Bei dem Material auf den Fotos handelt sich übrigens nicht einfach nur um schlichte 35mm Positivkopien, sondern um das Original Trailer-Internegativ (das natürlich aus Duplikatmaterial zusammengeklebt wurde), sowie um das deutsche und englische Tonnegativ und ein kombiniertes Bildinterpositiv samt Texting (aber ohne Ton).
Es war also nicht einfach nur damit getan, sich die 'schönste' Rolle herauszusuchen und diese zu säubern, sondern vielmehr musste das GESAMTE Material aufgearbeitet werden. Besonders schlimm haben sich die Start- und Endbänder aufgelöst, und sich dabei überall in jede Ritze und Windung des locker gewickelten Filmmaterials verteilt, bis in den Nutzbereich hinein. Wer Adleraugen besitzt, konnte bereits im Trailer wahrnehmen, dass sich das vorliegende Filmmaterial beginnt zu zersetzen. Bedauerlicherweise ist das ein Vorgang, der sich weder stoppen noch umkehren lässt.
Hier ein paar Schimmel-Shots:



Wer glaubt, auf dem folgenden Bild psychedelische Spielerei oder Eiskristalle zu erkennen...
Nein(!), es ist tatsächlich die sich zersetzende Emulsion:

Die gute Nachricht ist, dass wir im Zuge dieser langwierigen Arbeit am Trailer nicht nur den deutschen Kinotrailer retten konnten, sondern dazu auch noch das dazugehörige englische Bildmaterial. Lediglich das englische Lichttonnegativ bleibt auch jetzt noch, aufgrund der massiven Wasserschäden, ein Sorgenkind. Es ist so extrem ausgetrocknet, dass es mehr oder weniger allein beim Abrollen droht, sich in Staub aufzulösen (siehe das gewellte Filmaterial in Foto 2 oben).
Aus diesem Grund ist das neulich angesprochene Thema - die Langzeitsicherung - ein Punkt, der uns unter den Nägeln brennt. Wir würden liebend gern neue 35mm Sicherungskopien erstellen und den Film so noch zusätzlich absichern, doch leider ist das mit der aktuellen Kopierwerkslage ausgeschlossen. Unsere Antwort darauf ist aber nicht Jammerei, sondern eben genau das zu tun, was wir tun:
Wir spucken dreimal fett in die Hände und sorgen dafür, dass das Material im Rahmen unserer Möglichkeiten erhalten wird.
Aber das Thema "Langzeitsicherung" verschränkt sich schnell mit dem gerade besprochenen "Flüssigkeiten und deren destruktive Einflüsse auf Filmmaterial".
Deshalb erlauben wir uns an dieser Stelle einen kleinen Ausflug zu einem anderen Projekt.
Möglicherweise haben sich seit dem Eintrag in der FSK-Datenbank viele gefragt, was für Neuigkeiten eigentlich bei DIE SPALTE zu erwarten sind. Auch dieser Film hat einen massiven Flüssigkeitsschaden über das gesamte Negativ erfahren, allerdings nicht durch unsachgemäße Lagerung, sondern durch offensichtliche Nachlässigkeit/Unwissenheit/Fahrlässigkeit (= auch Dummheit genannt) beim Umgang mit dem Filmmaterial im Zuge einer Wetgate-Kopierung (oder Abtastung) vor vielen Jahren. Das gesamte (!) Negativ, obwohl zwischenzeitlich optimal gelagert, ist davon betroffen:



Aber auch hier arbeiten wir bereits an einer Lösung, das werden wir an anderer Stelle noch bekanntgeben.
Unser Punkt ist also dieser:
Selbst das beste Stück Film, mag es noch so gut gelagert sein, stellt keine Garantie dar.
Es spielen schlicht so viele Faktoren hinein.
Dazu gehört zuerst und vor allem, das Material (was die längste Zeit in irgendwelchen Dosen vor sich hinsauerte) sauber zu katalogisieren! Das ist bereits ein wichtiger Schritt zur Erhaltung, denn nur wenn überhaupt bekannt ist, um was es sich handelt, kann es vor Verlust oder gar Entsorgung bewahrt werden.
Zurück zu JET GENERATION:
Trübsal bringt an der Stelle nichts und ist sowieso nicht alles, was man blasen kann. Darum möchten wir auch hier (wie in jedem Update) noch eine kleine Überraschung präsentieren, die wir in den Untiefen der Archive gefunden haben:
Wen jetzt schon wieder das Kribbeln packt, der darf sich auf unseren nächsten Eintrag freuen, denn es gibt noch eine kleine und beinharte Stellschraube im Getriebe, welche wir bislang noch nicht angezogen haben
