Ich habe gestern die BD angesehen.
Das Bild ist gegenüber der DVD eine Augenweide, wenn auch Lichtjahre entfernt von einem toprestaurierten Bild wie bei Indiana Jones. Der Ton ist immer noch der gleiche wie auf der DVD, also befriedigend bis ausreichend.
Sehr ärgerlich ist der fehlende deutsche Trailer, der auf der DVD noch vorhanden war.
Alles in allem aber auf jeden Fall eine ganz klare Bildverbessserung, die ich bei dem Film für sehr wichtig halte.
Zum Film selbst:
An normalen Filmmaßstäben darf man Barbarella echt nicht messen.
Man sollte heutzutage schon wissen worauf man sich einlässt um den vollen Spaß zu haben.
Man merkt dem Film ungemein an, das er 1968 gedreht wurde.
Trash, Kitsch und Co geben sich die Hand!
Jane Fonda ist als Barbarella unglaublich sexy und kein Moment wird dem Zufall überlassen um sie dementsprechend zu präsentieren. Eigentlich geht es im Film fast ausschließlich um Sex, wenn auch in sehr verspielter Form. Die Kulissen sind ungeheuer einfallsreich aber zu jederzeit als solche auszumachen und die Kamera bleibt ungewöhnlich ruhig.
Barbarella ist auf einem fremden Planeten auf der Suche nach einem verschollenen Wissenschaftler und begegnet auf ihrer Reise den merkwürdigsten Wesen und stolpert in irrwitzige Situationen, die fast immer nur mit "dem einen" zu tun haben.
Bei genauerer Betrachtung ist der Film bis heute schon ungeheuer einflussreich gewesen, vielleicht sogar DER Pop Art Film schlechthin? Die Popgruppe Duran Duran hat zum Beispiel ihren Namen durch diesen Film gefunden, Barbarellas außergewöhnliches Outfit bekommt man bis heute, in immer wieder neuen Variationen zu sehen, halbnackte Männer mit Engelsflügeln sind in der Fotokunst ständig zu finden und und und.
Der zweite Star des Films ist unzweifelhaft der Engel Pygar, dargestellt von John Philip Law.
Pygar wird im Film zum puren Lustobjekt degardiert und ich wette, das viele junge Schwule gar nicht wissen, wo man ihr "weihnachtliches Club Outfit", trainierter nackter Körper im Lendenschürzchen und weiße Engelsflügelchen, zum ersten mal gesehen hat. Der halbnackte Engel ist eben zeitlos.
Barbarella ist einerseits ein furchtbar heterosexueller und andererseits ein sehr schwules Filmchen.
Einerseits der extrem tuntige Bordcomputer und andererseits die ständige Präsentation der nackten Vorzüge Jane Fondas und Co.
Bunter Kitsch, "make love not war", jeder darf mit jedem, einfach so richtig 1968!
David Hemmings darf endlich mal Sex ohne Körperkontakt haben indem er und Barbarella eine Pille schlucken, Ugo Tognazzi darf Barbarella die Vorzüge von altmodischen Sex zeigen und John Philip Law darf sich einfach von allen "benutzen" lassen.
Was für ein herrlich stranges und absonderliches Filmchen, indem 1000 Wellensittiche für die Hauptdarstellerin gefährlich werden oder die gute Miss Fonda mit einer "Genußorgel" in höchste Vezückung gebracht und durch extreme Orgasmen getötet werden soll.
Beißende Puppen mit rasiermesserscharfen Zähnen oder ein haschartiges Pfeifchen, welches nach "Extrakt des Mannes" schmeckt. Igitt!
Barbarella ist kein Spannungskino und dürfte bei den Freunden gängigerer Kost höchstens ein müdes Gähnen hervorufen, wer den Film aber mit dem richtigen Blick sieht wird viel Spaß haben.
9/10
Interessant ist auch, das John Philip Law seine Rolle als Diabolik wahrscheinlich durch seine Populariät in Barbarella bekommen hat. Auch hier spielt er wieder in einer sexy Rolle, diesesmal aber im engen Lederoutfit, zusammen mit Barbarella Ersatz Marisa Mell an seiner Seite. Wenn man Morricones Diabolik Soundtrack mit Barbarella vergleicht, wird man merken, dass sich der Meister wohl unzweifelhaft am Jane Fonda Film angelehnt hat.