So, endlich mal die deutsche Fasung gesehen
Es handelt sich um einen frühen spanischen Western, der noch vor FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR enstanden ist. Demnach vom Stil natürlich kein Italowestern, sondern von der Machart her vergleichbar mit anderen spanischen Western aus dieser Zeit.
Das Budget dürfte verhältnismäßig hoch gewesen sein und die Indianerüberfälle und Kampfszenen sind recht gut in Szene gesetzt. Die spanischen Landschaften und die immer passende, schöne Musik können ebenfalls punkten.
Zur Story:
Der Film beginnt mit der Suche der US Armee nach einem verschollenen Siedlertreck. In einem verlassenen Fort werden die Leichen und gestohlenen Waffen gefunden. Scheinbar gab es nur einen Überlebenden, den ehemaligen Soldaten Paul Drake (German Cobos), der die Ankömmlinge auch gleich mit Kugeln empfängt und daraufhin festgenommen wird. Unter den Leichenbergen gibt auch eine blonde Frau noch Lebenszeichen von sich.
Der gefangene Drake wird vor ein Tribunal gestellt und erzählt seine Geschichte. Nun wird das Geschehen via Rückblende erzählt.
Wie erwartet handelt es sich bei HÖLLENFAHRT NACH GOLDEN CITY sicherlich um kein -must see- für Italowesternfreunde. Dennoch dürfte der Film nicht nur für Komplettisten einigermaßen unterhaltsam sein. Man bedient sich halt ganz offensichtlich bei den amerikanischen Vorbildern, m.E. ohne sich hinter deren B-Western verstecken zu müssen. Die Schauspieler liefern allesamt passable Leistungen ab, allen voran Cobos und Mariano Vidal Molina. In den Nebenrollen finden sich spätere Spaghetti Stars wie Aldo Sambrell, Frank Brana oder Cris Huerta. Auch die Damenriege mit Marta May und Ethel Rojo ist nicht nur optisch ansprechend besetzt.
Die deutsche Synchro (Internationale Film Union) ist insgesamt recht ordentlich, lediglich bei den Indianerrollen hätte man darauf verzichten sollen, denen irgendwelches Kauderwelsch in den Mund zu legen.....das wirkt heutzutage dann doch peinlich.
Die deutsche Fassung ist stark beschnitten, fasst die Geschichte aber in Summe sehr gut zusammen. In der spanischen OF gibt es zusätzliche Handlung und Dialog, dadurch werden die Personen bzw. Ihr Denken und Handeln näher beleuchtet, was den Film natürlich etwas runder macht. Aber die DF hat auch Ihren Reiz.
In Summe ein kleiner, schöner Film, bestens geeignet für einen Sonntag Nachmittag. Eine Wertung ist sehr schwierig...vielleicht auf Grund der starken Konkurrenz 4/10. Verglichen mit dem damaligen Standard kann man sicherlich noch ein paar Pünktchen mehr rausrücken.
Wer frühen Eurowestern oder amerikanischen B-Western dieser Zeit nicht abgeneigt ist, kann ruhigen Gewissens einen Blick riskieren, sofern sich dazu überhaupt noch mal eine Gelegenheit ergeben sollte. Die wohl letzte deutsche Filmkopie hat die Vorführung zwar sehr gut überstanden aber die Gebrauchsspuren können nicht wirklich verleugnet werden. Danke nochmal an dieser Stelle an den edlen Spender.